Altern ist ein allmählicher, kontinuierlicher Prozess der natürlichen Veränderung, welcher im frühen Erwachsenenalter beginnt. Er ist mit Veränderungen in dynamischen biologischen, physiologischen, umweltbedingten, psychologischen und verhaltensbezogenen Prozessen verbunden. Diese Prozesse können durch eine gesunde Ernährung, einen aktiven Lebensstil und durch die Unterstützung der Zellen des menschlichen Körpers mit natürlichen Kräutern und Pflanzenextrakten beeinflusst werden. Die zelluläre Alterung kann durch die Verkürzung der Telomere verursacht werden. Telomere sind Abschnitte der DNA, die sich an den Enden jedes Chromosoms befinden und wie eine Schutzkappe wirken (die DNA speichert die genetischen Baupläne für Proteine, die Grundbausteine der Zelle). Die Telomerlänge verkürzt sich mit dem Alter und kann zum programmierten Zelltod oder zu bösartigen Zellveränderungen führen, wenn die Telomerlänge unter einen bestimmten Schwellenwert sinkt. Um die Telomere zu verlängern, können die Zellen ein Enzym namens Telomerase produzieren (Enzyme sind Proteine, die bestimmte chemische Reaktionen katalysieren). Die Aktivität dieses Enzyms kann durch Nahrungsergänzungsmittel wie Astragalosid IV hochreguliert werden. Astragaloside sind eine Reihe verwandter chemischer Verbindungen, die aus dem Astragalus-Kraut isoliert wurden. Es ist eines der 50 wichtigsten Kräuter, die in der traditionellen mongolischen Medizin verwendet werden. In einer Tierstudie aus dem Jahr 2021 untersuchten die Autoren die Auswirkungen von Astragalosid IV und zwei weiteren pflanzlichen Bestandteilen auf Seneszenz, Apoptose, Telomere und Telomerase anhand der Zellen von Ratten. Die Autoren der Studie kamen zu dem Schluss, dass die Ergebnisse der Studie darauf hindeuten, dass Astragalosid-IV die Telomerase- Aktivierung verstärkt und die Länge der Telomere erhöht. (1)
Altersbedingte Krankheiten wie Neurodegeneration, Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinträchtigen die Lebensqualität der älteren Bevölkerung drastisch. Resveratrol gehört zu einer Gruppe von Verbindungen, die als Polyphenole bezeichnet werden. Polyphenole sind in Weintrauben und Blaubeeren enthalten und können dem Körper in Form von Pillen und Pulvern zugeführt werden. Studien der letzten Jahre haben herausgefunden, dass Lebensmittel, die reich an Polyphenolen sind, vor
altersbedingten Krankheiten schützen. Die Autoren einer Übersichtsarbeit aus dem Jahr 2018 analysierten diese Studien und untersuchten die Beziehung von Resveratrol und Pterostilben in Bezug auf ihre Anti-Aging-Effekte und gesundheitlichen Vorteile. In der Übersichtsarbeit fassten die Autoren die antioxidativen, entzündungshemmenden und kalorienreduzierenden Wirkungen von Resveratrol zusammen. Die Autoren kamen zu dem Schluss, dass Resveratrol ein wirksamer Modulator von altersbedingten Krankheiten wie Neurodegeneration, Fettleibigkeit, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sein kann (Neurodegeneration bedeutet eine altersbedingte Störung der Gehirnfunktion; Diabetes ist eine Krankheit, die sich in einem erhöhten Blutzuckerspiegel äußert; Herz-Kreislauf- Erkrankungen sind Krankheiten, die das Herz und die Blutgefäße betreffen). Um diese Ergebnisse zu bestätigen, sind groß angelegte klinische Studien erforderlich. (2)
Mitochondrien sind Zellorganellen, die Energie in Form von ATP (Adenosintriphosphat) für die Zelle bereitstellen. Die Zelle verwendet ATP für die meisten ihrer energieabhängigen Prozesse. Die Funktion der Mitochondrien kann durch die Messung der aeroben Kapazität und des Sauerstoffverbrauchs eines Organismus gemessen werden. In der folgenden Tierstudie aus dem Jahr 2006 untersuchten die Autoren, ob Resveratrol die mitochondriale Funktion und die metabolische Homöostase bei Mäusen beeinflusst. Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass die Laufzeiten (erhöhte aerobe Kapazität) und der Sauerstoffverbrauch in den Muskelfasern der mit Resveratrol behandelten Mäuse zunahmen. Außerdem zeigte die Studie, dass die Behandlung mit Resveratrol die Mäuse vor diätbedingter Fettleibigkeit und Insulinresistenz schützte (Insulinresistenz kann zu Diabetes führen, einer Krankheit, die durch erhöhte Blutzuckerwerte gekennzeichnet ist). (3)
Taurinmangel kann zu schwerwiegenden Erkrankungen wie beispielsweise einer Erkrankung des Herzmuskels (Kardiomyopathie) führen. Diese Erkrankung kann sogar tödlich enden. In der folgenden Studie untersuchten die Autoren die Hauptmechanismen die zur Kardiomyopathie führen. Taurin ist wichtig für die Funktion der Elektronentransportkette, die einen Einfluss auf die Herzkontraktionsfähigkeit hat (kontraktile Funktion). Taurin spielt einen wichtige Rolle bei der Calcium (Ca 2+ )-Verarbeitung.
Taurinmangel führt zur erhöhten Aktivität der Proteinphosphatase 1 und eine verminderte Aktivität der Ca 2+ -Calmodulin-abhängigen Proteinkinase II (CaMKII). Diese Aktivitätsänderungen führen zum Verlust von Kardiomyozyten (Herzmuskelzellen) durch Apoptose (Zelltod). Taurinmangel führt zum vorzeitigen Altern. Dies ist ein vor allem durch die Telomerverkürzung, einer Erhöhung der mitochondrialen Erzeugung freier Radikale, mitochondrialer DNA-Schädigung und Entzündungen erklärbar. Dies führt zu einer erhöhten Produktion entzündungsfördernder Mediatoren. Dies führt zu chronischen Entzündungen und dem Rückgang der Taurin-Chloramin- Produktion. Entzündungen sind mit für vorzeitiges Altern verantwortlich. (4) Ein internationales Forschungsteam unter der Leitung von Vijay Yadav von der Columbia University in New York, untersuchte das Potential von Taurin, das Leben verlängern zu können. Allerdings handelt es sich bei der Studie um einen Tierversuch und die Dosierungen, die beim Menschen angewendet werden können, müssen noch eruiert werden. Die Tatsache, dass Taurin in der Studie bei höheren Primaten positive Ergebnisse erzielte, und die gesunde Lebensspanne erhöhen konnte ist beachtlich. Die Autoren beschreiben, dass Alterung mit zirkulierenden Blutspiegeln verschiedener Moleküle einhergeht. Von diesen sind einige noch nicht definiert. Dies könnte ein Ansatz für neue Anti-Aging Produkte sein. Das Forscherteam konnte feststellen, dass die Konzentration des zirkulierenden Taurins bei Mäusen, Affen und Menschen mit zunehmendem Alter abnimmt. Die Gabe von Taurin verlängerte die gesunde Lebenszeit, sowie auch die Lebenserwartung bei Mäusen. Bei Affen konnte auch die gesunde Lebenszeit verlängert werden. Auf molekularer und mikroskopischer Ebene konnten die Autoren ebenfalls zeigen, dass Taurin die Zellalterung verringerte. Darüber hinaus schützte Taurin vor einem Mangel der Telomerase, dem Enzym, welches enorm wichtig für die Zellteilung ist und in Alterungsprozessen involviert ist. Des Weiteren konnte Taurin eine mitochondriale Dysfunktion verbessern und es kam zu verringerten DNA-Schäden und zur Hemmung von Entzündungen. Die Studie zeigte, dass Menschen, die eine geringe Taurinkonzentrationen hatten, vermehrt altersbedingten Krankheiten hatten. Sportliche Aktivität insbesondere Ausdauertraining konnte die Taurinkonzentrationen erhöhen, da der Körper selbst diese Substanz herstellen kann. Die Autoren gehen davon
aus, dass Taurinmangel das Altern beschleunigt. Eine Taurin Einnahme konnte diese Alterungsprozesse bei Tieren teilweise umkehren. Aufgrund dieser wichtigen Erkenntnisse und den sensationellen Erfolgen im Tierversuch plädieren die Autoren für weitere Untersuchungen, auch am Menschen. (5)
Referenzen:
1. Hong H, Xiao J, Guo Q, Du J, Jiang Z, Lu S, u. a. Cycloastragenol and Astragaloside IV activate telomerase and protect nucleus pulposus cells against high glucose-induced senescence and apoptosis. Exp Ther Med. November 2021;22(5):1326. 2. Li YR, Li S, Lin CC. Effect of resveratrol and pterostilbene on aging and longevity. BioFactors Oxf Engl. Januar 2018;44(1):69–82. 3. Lagouge M, Argmann C, Gerhart-Hines Z, Meziane H, Lerin C, Daussin F, u. a. Resveratrol improves mitochondrial function and protects against metabolic disease by activating SIRT1 and PGC-1alpha. Cell. 15. Dezember 2006;127(6):1109–22. 4. Schaffer SW, Ramila KC, Jong CJ, Shetewy A, Shimada K, Ito T, u. a. Does taurine prolong lifespan by improving heart function? Adv Exp Med Biol. 2015;803:555–70. 5. Taurine deficiency as a driver of aging | Science [Internet]. [zitiert 13. Juni 2023]. Verfügbar unter: https://www.science.org/doi/10.1126/science.abn9257
Dieser Beitrag unter abgelegt am 28 December 2018 von